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Die Kirdorfer Kult-Kneipe "Glücksstuben" wird von den Mitgliedern der IKF wiedereröffnet
Nach dem plötzlichen Tod von Marga Schuy hatte niemand so recht damit gerechnet, dass es mit den "Glücksstuben" weitergehen würde. Doch dann nahmen sich ausgewiesene Apfelwein-Kenner der traditionreichen Kneipe an.
 
Von Marc Kolbe 
Kirdorf. Eigentlich war alles wie immer: Aus der Wurlitzer erklangen Hits der vergangenen Jahrzehnte, der Tischkicker klapperte vor sich hin und es wurde Licher-Bier und Apfelwein ausgeschenkt. Doch eine Person fehlte und wurde von allen Anwesenden schmerzlich vermisst. Am vergangenen Samstag - zehn Monate nach dem plötzlichen Tod der legendären Wirtin Marga "Magga" Schuy - hat die Kirdorfer Kneipe "Glücksstuben" Wiedereröffnung gefeiert.
Allerdings gibt es jetzt keinen klassischen Wirt mehr, sondern die Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld (IKF) hat das Kommando - sprich die Konzession - in der traditionsreichen Kneipe übernommen. "Das ist die richtige Entscheidung. Es wäre einfach zu schade gewesen, wenn die Kneipe sang- und klanglos dicht gemacht worden wäre" sagt Peter Schuy, "Maggas" Mann.
Für das IKF-Team um Harald Kämpfer und Jürgen Ludwig ist die Übernahme der "Glücksstuben" in vielfacher Hinsicht keine leichte Aufgabe. Da wäre zum einen das Erbe, das sie übernehmen. Viele Jahre konnte sich kein Mensch die Kneipe ohne die "Magga" vorstellen. "Wir haben die Marga schon zu Lebzeiten mal darauf angesprochen, was aus der Kneipe werden soll, wenn sie mal nicht mehr kann. Doch davon wollte sie nichts wissen", erzählt Kämpfer. Im Herbst vergangenen Jahres wurde dieser lose Gesprächsfaden wieder aufgenommen und Peter Schuy war schnell der Überzeugung: "Die IKF ist die beste Lösung".
"Ich bin schon im Kinderwagen mit in die Kneipe genommen worden", erinnert sich Kämpfer, der wie viele IKF-Mitglieder eine enge emotionale Bindung zu den "Glücksstuben" hat. "Die Marga war für viele von uns wie eine zweite Mutter." Auch der Vorsitzende der IKF ist froh, dass die Kneipe erhalten bleibt.
Nachdem die Idee in der Welt war, galt es noch einige wichtige Punkte zu klären. Wie verträgt sich eine Kneipe mit dem Vereinsrecht ? Ziehen die Mitglieder mit ? "Es musste auch klar sein, dass die Arbeit im Kirdorfer Feld nicht unter der neuen Aufgabe leidet" erzählt Jürgen Ludwig. Neben Kneipe und Pflege der Obstbaumwiesen haben die meisten Mitglieder ja auch noch einen "richtigen" Job. Dennoch fand sich schnell ein engagiertes Kneipen-Team zusammen.
 
Alles bleibt, wo es war
Für Kämpfer und seine Mitstreiter war dann auch schnell klar, dass möglichst alles beim Alten bleibt. Wurlitzer, Tischkicker, Billard und die Theke - alles bleibt, wie und wo es war. "Wie würde das denn aussehen, wenn da plötzlich eine verchromte Theke mit gläserner Ablage stünde", fragt Kämpfer und schüttelt den Kopf. Nein, das ginge gar nicht. Das "Magga"-Flair muss bleiben. Also wurde nur ein mal kräftig durchgeputzt und Leitungen und Zapfhähne erneuert. 
Der vergangene Samstag war so etwas wie ein Testlauf, geladen waren nur IKF-Mitglieder und Stammkunden. "Ein sehr schöner Abend mit einer tollen Resonanz", bilanzierte Peter Schuy, der für die IKF-Mitglieder ein unverzichtbarer Ratgeber ist. Denn die Neu-Kneipiers müssen erst mal lernen, wie man die Wurlitzer pflegt oder wie man den Kicker instand hält.
Vom kommenden Freitag an sollen die "Glücksstuben" immer Donnerstags und Freitags von 19:30 bis 24 Uhr geöffnet sein. Es gibt Licher vom Fass und natürlich IKF-Apfelwein, -secco und -saft. Eventuell soll es künftig ein kleines Angebot an saisonalen Whiskeysorten geben. Und noch eine weitere Tradition soll auch in Zukunft gepflegt werden: der Faschingsdienstag in der "Magga". Kirdorf steht bereits in den Startlöchern.
Und so gab es am Ende nur eine einzige Neuerung: Es wurde ein Bild von der "Magga" aufgehängt. Kämpfer: "Über dem Ofen, denn die Marga hatte es gerne warm."
 
 
TZ-Artikel vom 11.Februar 2014