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Von Monika Melzer-Hadji
Im Eiskeller unter dem Schwesternhaus ist aus den Kirdorfer Streuobst-Äpfeln in den vergangenen Monaten ein hervorragender Schoppen gereift. Apfelwein-Liebhaber können sich dort wieder direkt vom Fass versorgen.


An der Tür zum Eiskeller hängt das Kränzchen mit dem Bembel – das Zeichen, dass die Verkaufsstelle für den Kirdorfer Apfelwein geöffnet hat. Kopf einziehen, ein paar Meter durch den engen Gang, dann steht man im etwa 50 Quadratmeter großen Gewölbe unter dem Kirdorfer Schwesternhaus, das um 1870 herum als Eiskeller aus Feldbrandsteinen gemauert wurde. Unter idealen Bedingungen gärt und lagert die Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld (IKF) hier seit acht Jahren den Apfelwein, den der 300 Mitglieder starke Verein im Herbst aus den Früchten der Streuobstwiesen gekeltert hat.

Sehnsüchtig erwartet
Eiskeller 2Neulich mittwochs war sozusagen Fassanstich und damit Beginn der diesjährigen Verkaufssaison. Gerade wischen Franz Schöttner, Matthias Bub und sein „Assistent“ Matthias-Frank Bub noch den Staub von den 200- und 300-Liter-Fässern, da kommen überpünktlich schon die ersten Stammkunden. Sie haben sehnsüchtig auf diesen Termin gewartet und nutzen jetzt die Gelegenheit, auch „bissi Schwätzi“ zu halten. So wie Michael Beck; der holt jetzt wieder jeden Mittwoch fünf oder zehn Liter, „im Sommer auch mal mehr.“ Er kostet den Apfelwein, den es heute naturbelassen oder mit einer leichten Speierlingnote gibt. „Beide hervorragend!“, urteilt der Fachmann und stellt – „Einmal voll, bitte!“ – seinen Kanister unter das Fass mit der Aufschrift „gekeltert 3.10.2015“. „Unser 25-Jahre-Deutsche-Einheit-Jubiläumsfass“, lacht Schöttner und dreht den Hahn auf.

Acht Prozent Alkohol
Zur Feier des Tages sind auch Rosi und Fred Biedenkapp zum Eiskeller gekommen. Der erste Vorsitzende betont, dass das Getränk absolut naturbelassen sei, die IKF weder Herbizide noch Pestizide verwende. Die gute Qualität – die Kenner vor Ort vermuten, dass das Kirdorfer Gold in diesem Jahr sogar acht Prozent Alkoholgehalt haben könnte – führt Biedenkapp auf die Sortenvielfalt zurück: „Je mehr, desto besser. Wir hatten letztes Jahr eine prima Ernte und dürfen uns jetzt über einen sehr guten Schoppen freuen“, sagt er, hält das Glas ins Licht und stößt mit den Mitgliedern und Kunden an: „Wir freuen uns aufs Apfelweinjahr 2016!“

Eiskeller 3Mit Quitten-Anteil
Ein Fass nach dem anderen wird in den nächsten Monaten geleert, zwischen 50 und 100 Liter gehen pro Mittwoch weg, doch an diesem ersten Verkaufstag dürften es mehr sein – die Zeit der Abstinenz war halt auch lang. Die etwa 11 000 Liter – darunter auch zwei Fässer mit einem Quitten-Anteil, der das Stöffche etwas lieblicher macht – sollten bis zur neuen Ernte ausreichen, hofft Rosi Biedenkapp: „Das hängt auch davon ab, wie warm der Sommer wird. Ansonsten: Wenn all, dann all!“ Allerdings achten die Verantwortlichen darauf, dass immer genügend Äppler-Vorrat fürs Vereinslokal „Glücksstuben“ reserviert ist.

Eiskeller 4Das „Kirdorfer Gold“ kann man sich jeden Mittwoch von 18 bis 18.30 im Eiskeller (Eingang vom Stedter Weg aus) in mitgebrachte Kanister zum unverändert günstigen Preis von 1,20 Euro pro Liter abfüllen. Zu Hause randvoll (!) in Flaschen umgefüllt, hält sich der Apfelwein dann etwa drei Monate. Die übrigen Produkte der IKF – unter anderem Apfelsaft, Apfelseccos und Gelees – sind bei Getränke Schaller, in der Bäckerei Kraus und in der „ReichsPostBitter“-Manufaktur erhältlich.

 

Taunus-Zeitung vom 13.4.2016