Einmal pro Jahreszeit lädt das Stadtteil- und Familienzentrum zum Ausflug in die Natur ein
Aus der Mirabellenernte auf den Streuobstwiesen beim Sportzentrum Nord-West wurde nichts; mangels Früchten. Deshalb hängten 20 Kinder und Erwachsene spontan Insektenhotels auf. Wie die funktionieren, haben die Grundschüler in der Spielstube gelernt.
Von Matthias Elsdörfer, Taunuszeitung vom 19.8.2017
Was ist denn eine Bremse?", fragte der achtjährige Razak, und Michael Korwisi antwortete: "Bremsen sind eine Art Stechmücke. Die nerven ziemlich, sind aber in der Natur sinnvoll: als Nahrung für Vögel zum Beispiel!" Am Donnerstag kamen gut 20 Kinder und Erwachsene auf den Streuobstwiesen beim Sportzentrum Nord-West zusammen, um zu picknicken und von der
Natur zu lernen.
Einmal pro Jahreszeit lädt das Stadtteil- und Familienzentrum Kirdorf/Eichenstahl (SFZ) zusammen mit Netzwerk- und Kooperationspartnern zu einem solchen Tag auf den Wiesen ein.
Dabei können Kinder lernen, wie sich die Streuobstwiesen über das Jahr verändern, welche Tiere dort leben und welches Obst man ernten kann.
"Eigentlich wollten wir heute Mirabellen pflücken", sagte Korwisi, Bad Homburgs früherer Oberbürgermeister und Mitveranstalter der Wiesenbesuche. "Die Bäume müssen dafür aber
im Frühling blühen. Die Bienen bestäuben sie dann, und im Sommer kommen die Mirabellen. Leider hat uns aber diesmal im Frühling der Frost so zugesetzt, dass keine gewachsen sind." Jutta Deußer-Kawohl, Koordinatorin des SFZ, fügte hinzu: "In Hofheim brechen die Mirabellenbäume fast zusammen, aber bei uns ist nichts zu holen. Dafür lernen wir heute etwas über die Fauna: zum Beispiel, dass es im Sommer Heuschrecken gibt, im Winter aber gar nicht."
Igel gehören zum Herbst
"Im Herbst und Winter habe ich mehr Igel und Hasen gesehen als jetzt", sagte Razak, der schon mehrmals an dem Event teilgenommen hat. "Und natürlich sind im Herbst viel mehr Blätter
auf dem Boden.
Die Kinder saßen mit Korwisi auf einem Traktor und drückten freudig auf die Hupe. Korwisi besprach mit den Kindern die Wiese. "Die Apfelbäume hier heißen 'Berlepsch', benannt nach Freiherr von Berlepsch. Er war im 19.Jahrhundert ein fortschrittlicher Sozialpolitiker." Die Äpfel konnten die Kinder an den Bäumen sehen, aber nicht pflücken. "Dafür ist es noch zu früh", so Deußer-Kawohl.
"Ich finde diesen Ausflug toll!", sagte Razaks Freund Lars (9). Er hält sich oft im Freien auf: "Ich gehe gern ins Feld, und ich spiele Fußball und Basketball." Sein Freund Jaydon (8) fügte hinzu: "Heute hängen wir Insektenhotel's auf. Wie die funktionieren, haben wir schon in der Spielstube gelernt." Und wie? "Na, die Insekten fühlen sich da wohl, warf der achtjahrige Lucas ein.
"Ein Insektenhotel besteht aus einem Tontopf, in den man Heu und Stroh stopft," erklärte Deußer-Kawohl den Kindern. "In ihnen können sich Ohrwürmer aufhalten und brüten. Die suchen Warme und dunkle Flecken, und das gibt unser Hotel her." Im vergangenen Jahr hatte die Gruppe bereits solche Hotels an den Bäumen auf der Wiese angebracht, und jetzt mussten sie ausgetauscht werden. "Um den Tontopf kommt eine Kordel, die alles festhält, und dann wird er aufgehängt."
Ursprungsidee Garten
Die Wiesenbesuche sind durch die Kooperation mehrerer Organisationen und Individuen entstanden. "Ursprünglich wollten wir für das SFZ einen Garten entwickeln", erinnerte sich Deußer-Kawohl. "Dieser Plan ging nicht auf, aber dann traten wir mit Herrn Korwisi in Kontakt, und er startete mit uns diese Veranstaltungsreihe." Auch Kinder von der Spiel- und
Lernstube Altkönigstraße waren beim jüngsten Ausflug dabei.
Taunuszeitung vom 19.8.2017