Interessengemeinschaft bringt dank neuer Technik ruckzuck zehn neue Bäume in die Wiese - von Minika Melzer-Hadji -Taunuszeitung
Der neue Bohrer spart der Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld viel Zeit, Mühe und Muskelkater. Statt eineinhalb Stunden braucht's für ein Pflanzloch jetzt nur wenige Minuten. Das lohnt sich, wenn an nur einem Tag gleich zehn Obstbäume nachgepflanzt werden sollen.
"Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen" - dieser Spruch wird Martin Luther gerne in den Mund gelegt. Der Sturm am vergangenen Montag hatte zwar was von Weltuntergangsstimmung, doch die Aktivitäten der Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld (IKF) sind tatsächlich eine Investition in die Zukunft.
Seit 2006 widmet sich der Verein einer der größten Streuobstwiesen im Vordertaunus, wozu auch das Nachpflanzen gehört. Und so wurden nun mit den Bäumen 56 bis 65 die letzten der diesjährigen Pflanzaktion auf dem Grundstück der Familie Eggersdorfer gesetzt.
Dass das mit wenigen Helfern innerhalb eines halben Tages erledigt werden konnte, ist einer Neuanschaffung der IKF zu verdanken, dem "TBG-200". Das Traktorbohrgerät gräbt nämlich innerhalb kürzester Zeit das erforderliche Pflanzloch von 70 Zentimeter Durchmesser und 60 Zentimeter Tiefe.
1400 Euro investiert
"Von Hand hätte das eineinhalb Stunden gedauert, und wenn zwei Leute am Tag zehn Löcher gegraben haben, waren sie am Abend aber richtig groggy", weiß Michael Korwisi. Während der zweite Vorsitzende der IKF den Bohrer vom kleinen Traktor aus bedient, erzählt er, dass die Kirdorfer das 1400 Euro teure Gerät scherzhaft "Erdölbohrer" getauft hätten.
Bevor mit der Ersatzbepflanzung auf dem 10 Meter breiten und 200 Meter langen Grundstück direkt unterhalb des Waldes losgelegt werden konnte, hatte Jörg Eggersdorfer das verwucherte Gelände mühevoll vom "Kratzbeeren-Urwald" befreit. Der hatte sich ausgebreitet, nachdem die Wiese nicht mehr als Pferdewiese genutzt werden durfte.
Zur Ersatzbepflanzung auf ihrem im vergangenen Jahr erstandenen Grundstück ist die ganze Familie gekommen: Auch die Söhne Max und Felix helfen unter Anleitung von Fred Biedenkapp und Uli Hett tatkräftig mit, Mutter Judith hält die Aktion mit der Kamera fest und Oma Eggersdorfer sorgt trotz widriger Bedingungen für gute Laune.
Genau durchdacht
Ins Pflanzloch - das deutlich macht, wie trocken der Boden noch immer ist - wird zunächst der Stützpfahl gesetzt, dann wird unverzinkter und sich durch Rost mit der Zeit zersetzender Draht zum Schutz gegen Wühlmäuse eingelegt. Bevor das etwa zwei Meter hohe Bäumchen (in diesem Fall "Mirabelle von Nancy") in die Erde kommt, wird die Wurzel noch einmal gekappt, damit sich schnell viele neue Haarwurzeln bilden.
Schließlich wird das Pflanzloch mit reifem Kompost und ausgeworfener Erde bedeckt und mit etwa 70 Liter Wasser eingeschlämmt. Dann wird das Bäumchen angebunden und anschließend der Stamm mit Verbissschutz gegen Hasen, Rehe und Schafe bestrichen.
Viel Arbeit, bevor in frühestens vier Jahren mit der ersten Mirabellen-Ernte gerechnet werden kann. Apfelbäume brauchen sogar acht bis zehn Jahre bis sie erstmals richtig Früchte tragen.
Als IKF-Mitglied musste die Familie Eggersdorfer nur die Bäume kaufen, wovon sie knapp die Hälfte, nämlich 25 Euro pro Pflanze, von der Stadt erstattet bekommt. Unterstützung mit Rat und Tat, die Gerätschaften sowie Drahtgeflecht, Verbissschutz und Pfahl gibt's für die IKF-Mitglieder kostenlos.
"Mit allem Drum und Dran haben die 65 von November bis jetzt pgepflanzten Bäume einen Wert von rund 5000 Euro", so Korwisi.
Artikel von von Minika Melzer-Hadji
Taunuszeitung vom 6.3.2019