Kirdorfer Verein baut Neubau zur Pflege der Streuobstwiesen - Darin sind auch Versammlungsräume für Bürger vorgesehen
von Nadine Klein, Taunuszeitung vom 11.10.2019
Die Baustelle für das neue Vereinshaus der Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld (IKF) ist derzeit sein Arbeitsplatz. "Ich bin fast jeden Tag dort", sagt Fred Biedenkapp. Der IKF-Vorsitzende kümmert sich darum, dass es mit dem Neubau, der auf dem Parkplatz des Schützenvereins im Usinger Weg entsteht, vorangeht. Schließlich soll er im Frühjahr fertig sein. Der Innenausbau mit allem, was dazugehört, steht an und wird überwiegend in Eigenleistung von den Mitgliedern übernommen. "An Samstagen sind wir immer mit zehn bis 20 Mann am Arbeiten", sagt Biedenkapp. Ohne dieses große Engagement vieler der rund 350 Mitglieder sei das Projekt nicht zu stemmen.
Und auch nicht ohne städtische Zuschüsse. Die Kosten belaufen sich nach derzeitigem Stand laut Biedenkapp auf 800 000 Euro. Die Stadt hatte bereits 2016 einen ersten Investitionskostenzuschuss von 300 000 Euro zugesagt. "Nun hat der Magistrat einstimmig beschlossen, die IKF zusätzlich mit 70 000 Euro zu unterstützen", sagt Stadtsprecher Marc Kolbe. Um diese Summe habe die IKF gebeten, da sich die Baukosten auch wegen des allgemeinen Anstiegs erhöhten. Zudem überlasse die Stadt ihr das Grundstück auf 50 Jahre in Erbpacht für den symbolischen Betrag von 1 Euro pro Jahr.
Städtischer Zuschuss erhöht
Eine weitere Vereinbarung betrifft die Nutzung des Gebäudes: "Die IKF ist verpflichtet, ab April 2020 den Versammlungsraum an zwei Tagen pro Woche (zwischen Montag und Donnerstag) zur Verfügung zu stellen", sagt Kolbe. Die Vergabe werde analog zu den Bürger- und Vereinsräumen erfolgen. "Die Stadt sieht die Arbeit der IKF mit sehr viel Wohlwollen", betont der Stadtsprecher. "Die Pflege und der Erhalt der Streuobstwiesen wäre für die Stadt in dieser Form nicht zu leisten. Das wäre nicht bezahlbar."
Das Kirdorfer Feld ist als Ganzes FFH-Gebiet sowie in Teilen Naturschutz- beziehungsweise Landschaftsschutzgebiet. FFH-Gebiete sind spezielle europäische Schutzgebiete in Natur- und Landschaftsschutz, die nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen wurden und dem Schutz von Pflanzen (Flora), Tieren (Fauna) und Lebensraumtypen (Habitaten) dienen.
Wie aktiv die IKF ist, zeigt sich an den regelmäßigen Pflegeeinsätzen ihrer Mitglieder, die jeden Mittwoch und zudem monatlich samstags stattfinden. Hinzu kommt die Verarbeitung der geernteten Früchte. "Dieses Jahr ist die Apfelernte gut. Wir haben schon ein paar 1000 Liter Apfelwein eingelagert", sagt Biedenkapp. Teilweise schon im Keller des neuen Vereinshauses, teilweise im Weinkeller unter dem Schwesternhaus. Dort wird er auch jeden Mittwochabend zwischen 18 und 18.30 Uhr verkauft, ebenso auf Festen.
Der Keller unter dem Schwesternhaus wird auch nach Fertigstellung des neuen Vereinshauses weiterhin genutzt werden - anders als das alte Lilly-Gebäude, wo die IKF derzeit vieles lagert, von Fässern über Geschirr für Feste bis hin zum Hochdruckreiniger. Dass der Verein sich dieses Gebäudes bedienen muss, liegt daran, dass er 2017 aus der Alten Feuerwache an der Schwalbacher Straße ausziehen musste - wegen des Neubaus der Maria-Scholz-Schule. Es ergab sich die Möglichkeit, auf dem Parkplatz, den die Schützen von der Stadt gepachtet hatten, einen Neubau zu realisieren.
Die IKF sei sehr froh gewesen, einen Bauplatz zu finden, sagt Biedenkapp. Im Gegenzug baut sie nun eine Behindertentoilette, die von außen zugänglich ist. Die Bogenschützen seien im Behindertensport aktiv. Mit der Behindertentoilette sowie einem Lift zum Gelände der Schützen sei man einem Wunsch der Schützen nachgekommen, sagt Biedenkapp. Die Toilette sei aber für jeden behinderten Menschen zugänglich.
Außer mit den Schützen will die IKF auch mit weiteren Vereinen kooperieren. So wolle man etwa anderen die Möglichkeit zum Bau von Wagen für das Laternenfest geben. "Wir denken immer weiter darüber nach, wie das Haus genutzt werden kann", sagt Biedenkapp. Es solle keinesfalls nur der IKF dienen. Vielmehr stehe der Naturschutz dahinter. "Hauptnutznießer ist das Kirdorfer Feld."
von Nadine Klein, Taunuszeitung vom 11.10.2019