Samstag, 17. Juli 2021, Taunus Zeitung / Lokales
HOCHTAUNUS - Ausschuss soll über geeignete Maßnahmen befinden
Lars Knobloch (FDP) ging es beim mit viel Verve vorgebrachten Antrag, vom Kreisausschuss ein Konzept zum Schutz und Erhalt der Streuobstwiesen im Hochtaunus zu erbitten, bei Sprudelwasser und Apfelschorle auf den Tischen der Kreistagsabgeordneten sicher nicht nur um den Ebbelwei als der Wirtschaftsförderung dienendes heimisches Kultgetränk, ein wenig aber schon. Knobloch redete sich so sehr in Fahrt, dass ihm dabei ein kleiner Lapsus unterlief: Hat er doch glatt vergessen, Wehrheim als Inbegriff der Streuobstpflege auch nur mit einem Wort zu erwähnen, was den CDU-Kollegen und dortigen Bürgermeister Gregor Sommer nicht gerade zu ekstatischem Applaudieren anregte.
Er sei doch schon sehr enttäuscht, äußerte Sommer in gespieltem Groll. Den Änderungsantrag der CDU/SPD/FW-Koalition, die Sache im zuständigen Fachausschuss auszudiskutieren, hätte es aber auch bei expliziter Erwähnung des Apfeldorfs im Knobloch'schen Streuobwiesen-Plädoyer gegeben, schließlich war er ja schon getippt, keine Retourkutsche also. Streuobstwiesen seien ökologisch höchst wertvolle, insbesondere der Artenvielfalt zuträgliche, landschaftsprägende Elemente, da sei die Koalition ganz bei der FDP, ließ Sommer wissen. Man trete selbstverständlich auch für ihre Pflege und ihren Erhalt ein, wolle aber erst Informationen einholen, bevor gezielte Maßnahmen ergriffen werden. Immerhin gebe es im Hochtaunus bereits ermutigende Konzepte zur Pflege der Streuobstkultur; in Kirdorf zum Beispiel, auch in Oberursel sowie im obstmäßig äußert regen Mammolshain und, nicht zu vergessen, in Wehrheim. Zudem sei ein Streuobstberater im Einsatz, dessen Expertise rege nachgefragt werde, wenn es um Baumschnitt oder die Sortenauswahl bei Neuanpflanzungen gehe, sagte Sommer. Er trug gewissermaßen Äpfel ins mit immerhin 1200 Apfelbäumen gesegnete eigene Dorf, hob den geselligen Faktor in Form öffentlich-feuchtfröhlicher Verkostungen mit anschließender Prämierung der besten Schoppen hervor.
Knoblochs Entschuldigung dafür, dass er Wehrheim nicht erwähnt hatte, folgte auf dem Fuße. Er habe Wehrheim natürlich nicht vergessen, aber dem Kollegen Sommer als ausgewiesenem Streuobstexperten die große Bühne überlassen wollen. Der hatte zuvor genüsslich eine ganze Reihe von Apfelbaumsorten, einschließlich "Kaiser Wilhelm", deklamiert, von denen die Hälfte des Hauses allenfalls die Hälfte gekannt haben dürfte.
Den Änderungsantrag der Koalition, im Ausschuss weiter zu diskutieren, fand Knobloch sogar richtig gut, betonte aber, dass das nur der erste von vielen weiteren Schritten sein dürfe, wenn es darum gehe, den Hochtaunuskreis in Sachen Streuobst regional an die Poleposition zu bringen. Offenbar sei man sich im Grunde ja einig. Mit Streuobstwiesen ließen sich gerade die alten Sorten reaktivieren und so Obstbaukultur leben. Man könne sich dabei dann ja auch an der 2018 veröffentlichten "Lorberger Erklärung" orientieren, an der 90 Vertreterinnen und Vertreter von Kreisen, Städten und Gemeinden zur Rettung bedrohter Streuobstbestände mitgewirkt hätten. Einiges sei nach 2018 zwar geschehen, aber zu wenig, sagte Knobloch.
Alexander Schneider