BHW 2022 02 24aBad Homburger Woche vom 24.2.2022, Bernd Ehmler

Bad Homburg. Aufmerksamen Spaziergängern im Kirdorfer Feld dürfte es aufgefallen sein: In den vergangenen Monaten waren immer wieder Mitglieder der Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld (IKF) zu sehen, die auf den Streuobstwiesen Bäume pflanzten – und das nicht zu wenige. Den ganzen Herbst und Winter setzte die IKF hochstämmige Obstbäume. Anlässlich der Pflanzung des 175. Baums seit Anfang November vergangenen Jahres war jetzt auch Bürgermeister Dr. Oliver Jedynak mit von der Partie.

Auf einem Grundstück in der Nähe des Apfelbaummuseums hatten sich außerdem die beiden Vorsitzenden der Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld (IKF), Fred Biedenkapp und Michael Korwisi, sowie Leo Peselmann von den Bad Homburger Baumschulen und Förster Hans-Jörg Sommer eingefunden. „Die Aktivitäten der IKF für den Erhalt der Streuobstwiesen im Kirdorfer Feld verdienen allergrößte Anerkennung“, sagte Bürgermeister Oliver Jedynak. „Das ist vorbildliche nachhaltige Arbeit für den Landschafts- und Naturschutz in diesem wunderschönen Teil Bad Homburgs. Das fördern wir als Stadt sowohl ideell als auch finanziell sehr gerne.“
IKF-Vorsitzender Fred Biedenkapp bedankte sich bei Jedynak für die Unterstützung und lobte die „sehr gute Zusammenarbeit“ mit der Stadt. Biedenkapps Dank ging auch an Leo Peselmann, dessen Baumschule in der Tannenwaldallee in den vergangenen Jahren stets die Jungbäume für das Kirdorfer Feld geliefert hatte. „Leo Peselmann hilft der IKF mit seinem Fachwissen, wo er nur kann“, sagte der IKF-Vorsitzende. „Ich unterstütze gerne die IKF bei ihren Pflanzaktionen, denn ich bin ein großer Freund unserer alten Apfelsorten, die der Verein hier pflanzt“, gab Peselmann das Lob zurück.

BHW 2022 02 24bWertvolles Biotop erhalten

3500 Obstbäume stehen im Kirdorfer Feld. Dass nun der 175. Obstbaum gepflanzt wurde, war ein Grund zum Feiern, denn die Anzahl entspricht fünf Prozent des Bestands. Der Auftakt für die Pflanzaktion war am 4. November vergangenen Jahres. Zu diesem Zeitpunkt wurden die ersten 30 Bäume gepflanzt, 57 Bäume folgten Ende November auf verschiedenen Grundstücken. In der Woche vor Weihnachten kamen 53 weitere Bäume hinzu, jetzt wurden 43 geliefert. „Dass wir heute den 175. Baum in diesem Winter pflanzen, haben wir dem großen Engagement vieler IKF-Mitglieder zu verdanken, die bei den Arbeiten kräftig mitgeholfen und auch ihre Grundstücke in den Streuobstwiesen für die Pflanzungen zur Verfügung gestellt haben“, sagte der 2. Vorsitzende der IKF, Michael Korwisi.

Schutz gegen Wühlmäuse

Der „Funktionsbeamte Naturschutz“, wie die Tätigkeit von Förster Hans-Jörg Sommer offiziell heißt, und der die Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Darmstadt über das Forstamt Königstein vertritt, hob hervor, wie wichtig die Neupflanzungen sind. „Der Obstbaumbestand im Kirdorfer Feld ist überaltert, jährlich gehen viele alte Bäume ein oder werden bei Stürmen umgeworfen“, erklärte Sommer. „Um das wertvolle Biotop Streuobstwiese für künftige Generationen und die Natur zu bewahren, sind Nachpflanzungen dringend nötig.“
Anschaulich führten die IKFler vor, wie sie bei einer Pflanzung vorgehen: Zunächst wird ein Loch mit einem Durchmesser und einer Tiefe von jeweils 60 Zentimetern gebohrt. Dann werden zwei lange Pfosten mit einer Ramme leicht nach außen geneigt am Rande des Pflanzlochs in den Boden geschlagen. Einige Schaufeln Muttererde kommen ebenso ins Pflanzloch wie ein etwa ein Quadratmeter großes unverzinktes Sechseckgeflecht als Wühlmausschutz für die ersten Jahre. Das Drahtgeflecht ist nach einiger Zeit verrostet und behindert das Wurzelwachstum daher nicht. Nun wird der Baum ins Pflanzloch gestellt und die Wurzel in das Drahtgeflecht eingeschlagen. Dabei muss die Veredlungsstelle des Baumes über der Erde liegen. Nach und nach werden Muttererde und der ausgehobene Boden ins Pflanzloch gefüllt. Jetzt wird der Wurzelbereich ausgiebig mit 80 bis 100 Litern Wasser eingeschlämmt. Die letzten Schaufeln Erde kommen hinzu, dann wird um den Baumstamm ein Drahtgeflecht als Verbissschutz gegen Hasen, Rehe und Schafe gelegt und der Baum mit Kokosstrick an den beiden Pfählen angebunden. In den kommenden Jahren müssen die Jungbäume einen Erziehungsschnitt erhalten, später dann regelmäßig ausgeschnitten werden. Die Baumscheibe um den Baum muss möglichst gut gepflegt werden. Ein junger Baum braucht in den ersten Jahren bei Trockenheit viel Wasser. In sehr trockenen Jahren sind das bis zu 300 Liter Brauchwasser pro Baum, das die Aktiven der Interessengemeinschaft mit ihren geländegängigen Tankwagen zu den Bäumen bringen.