von Nadine Biersack, Fotos: jp
Keltertage bei der IKF:
Von der Schüttelstange über den Schwenktisch in die hydraulische Presse und dann ab ins Glas. Spätsommerzeit ist Apfelzeit. In den vergangenen Wochen wurden auch in Kirdorf Äpfel gelesen. Diese konnten am Wochenende beim 5. Kelterfest der «Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld» (IKF) zu Apfelsaft verwertet werden.
Um sie drehte sich am Samstag und Sonntag alles und sie wurde nicht nur von interessierten Kinderaugen begutachtet: die vereinseigene Kelter der IKF. Diese Maschine verarbeitete mehrere 100 Kilogramm Äpfel, die in den letzten Wochen in Kirdorf und Umgebung gesammelt wurden. «Auf den Kirdorfer Feldern selbst gab es in dieser Saison leider nicht ganz so viel zu holen. Das lag vor allem an dem strengen Winter und am verregneten Frühjahr. Dadurch gab es übrigens auch weniger Bienen», erklärte Vereinsmitglied Rosi Biedenkapp.
Leckerer Apfelsecco
In Kirdorf kamen trotzdem rund drei Tonnen des Obstes zusammen. Das reichte aber nicht aus, deshalb sammelte man auch außerhalb der eigenen Felder fleißig weiter. Aus den zahlreichen Äpfeln werden in der Kelterzeit rekordverdächtige 10.000 Liter Süßer, 6.000 Liter Apfelwein sowie ein vom Winzer hergestellter Apfelsecco produziert.
Doch bevor man die flüssigen Köstlichkeiten genießen kann, müssen die Äpfel den langen Weg vom Baum ins Glas zurücklegen. Vor der Lese werden große Planen unter den Apfelbäumen ausgebreitet, damit man das Obst später besser einsammeln kann. Mit speziellen Schüttelstangen wird das Obst von den Bäumen geholt. «Wir haben jedes Mal viele fleißige Helfer aus dem Verein, die die Äpfel dann aufsammeln und in Säcke packen», freute sich Biedenkapp über die Unterstützung. Einmal in den Säcken verstaut, bleiben die Äpfel bis zu fünf Tagen dort. Dann sind sie richtig schön reif und bereit für die Kelter.
Dort angekommen, werden die Früchte zunächst natürlich gewaschen und anschließend in kleinen Portionen im sogenannten Muser zerhackt. Auf einem Schwenktisch wird das zerkleinerte Obst im Anschluss auf einem Keltertuch ausgebreitet. Damit an den Rändern nichts runterfällt, wird ein Rahmen um die Masse gelegt. Über diesen Rahmen wird das nächste Keltertuch mit Obst gelegt und so werden mehrere dieser Schichten auf den eigentlichen Keltervorgang vorbereitet.
Ab in den Schlauch
Dafür wird der Schwenktisch hydraulisch nach oben gefahren und gegen ein massives Metallteil gedrückt. Bei diesem Pressvorgang wird der Saft aus den Äpfeln gedrückt und läuft an den Rändern der Rahmen hinaus in eine Auffangwanne. Von dort wird der frisch gepresste Saft anschließend durch Schläuche in große Behälter weitergeleitet.
Die zwei letzten kurzen Strecken legt der Saft dann zurück, wenn er nochmals in kleinere Kanister und zum Schluss in ein Glas gefüllt wird. Dann endlich können wir den frisch gepressten Süßen genießen. Und das taten die meisten Besucher des Kelterfestes auch. Viele brachten sogar große Kanister mit, um sich für die nächsten paar Tage mit dem leckeren Saft einzudecken. «Man bekommt hier heute eigentlich alle Produkte rund um den Apfel. Von Saft über Sekt bis hin zu Gelee haben wir alles im Angebot», freut sich der erste Vorsitzende des Vereins Harald Kämpfer.
Zuschüsse notwendig
Der Erlös aus dem Verkauf von Getränken und Essen kommt der IKF zugute. «Wir finanzieren davon unsere Pflanzaktionen und den Baumschnitt. Mit den Einnahmen kommen wir schon relativ weit, aber wir sind natürlich auch auf Zuschüsse angewiesen», erzählte Kämpfer weiter. Der Verein arbeitet viel, damit die Streuobstwiesen im Kirdorfer Feld erhalten bleiben. «Vor einigen Jahren gab es in Bad Homburg auf einmal keine Möglichkeit mehr, das Obst zu verwerten. Deshalb hat sich auch keiner mehr um die Streuobstwiesen gekümmert. Seitdem wir unsere Kelter haben, ist dann auch wieder das Interesse an den Bäumen gewachsen», betonte Kämpfer.
Gerade in den ersten vier Jahren nach der Pflanzung eines Apfelbaumes müsse man sich sehr intensiv um den Baum kümmern. Der Baum müsse regelmäßig gegossen und gedüngt werden. Einen jungen Apfelbaum könne man nicht einfach sich selbst überlassen. «Jetzt kann man sich leicht vorstellen, wie viel Zeit man in die Pflege mit 250 jungen Bäumen stecken muss», schmunzelt Kämpfer. Am Wochenende stand aber auf jeden Fall die Freude über die getane Arbeit und deren Ertrag im Vordergrund.
TZ vom 27.9.2010