Nach drei trockenen Jahren stimmt Regen Gärtner und Streuobstwiesen-Pächter optimistisch
VON SÖREN KEMNADE, Taunuszeitung vom 20.3.2024
Viel Regen, wenig Sonne: Was Spaziergänger im Kur- und Schlosspark momentan eher traurig stimmen mag, ist für Obstbäume ein Segen.
Denn die vergangenen drei Jahre waren hart für die Vegetation - oft trockneten die Böden aus. „Regen können wir deshalb gut gebrauchen“, sagt Peter Vornholt, Chef-Gärtner für den Schlosspark Bad Homburg. Ähnlich sieht es auch Fred Biedenkapp.
Er ist Vorstand der Interessensgemeinschaft Kirdorfer Feld (IKF). Die IKF ist ein Zusammenschluss von Eigentümern, Pächtern und Interessierten zum Erhalt der Streuobstwiesen in Kirdorf.
„Dieses Jahr ist extrem nass“, wie Biedenkapp sagt. „Bis jetzt ist noch nicht abzusehen, ob das irgendwann zum Problem werden kann.“ Zurzeit freue die IKF sich über den vielen Regen. Dieser erreiche mittlerweile auch deutlich tiefere Erdschichten und sorge damit für ein Ansteigen des Grundwassers. „Das ist eine sehr positive Entwicklung“, attestiert der Vorsitzende der IKF. Die Wassermengen störten kaum die Arbeit mit und an den Bäumen im Schlosspark, wie Vornholt berichtet.
Anders sieht das bei den Streuobstwiesen aus: „Jedes Stück Totholz müssen unsere Helfer einzeln rausziehen“, sagt Biedenkapp. Doch das ist gar nicht so einfach. Die Nässe verwandele den Boden in kaum zu befahrenden Matsch. An den Einsatz von Treckern sei deswegen nicht zu denken. „Die Felder von Totholz zu befreien ist dann sehr arbeitsintensiv“, erklärt Biedenkapp.
Zu warmes Wetter sei dagegen zurzeit kein Problem. „Dadurch, dass es nachts noch so kalt ist, blüht noch nichts zu früh“, sagt der Vorstand der IKF. Es seien die normalen Verhältnisse.
Alte Obstsorten werden angepflanzt
Ab März sind in der Regel Arbeiten an Apfel- und Birnenbäumen möglich. Damit Wunden an den Bäumen schnell wieder zuwachsen, ist die richtige Schnittführung wichtig. Geschnitten wird kurz über einer nach außen weisenden Knospe, damit der Trieb in Richtung Licht wachsen kann.
Im Schlosspark ist der Obstbaumschnitt vorerst beendet, berichtet Vornholt. Dort ließ man sich eine besondere Art der Gestaltung einfallen. „Wir haben die Sortenvielfalt erhöht“, sagt der Gärtner. 55 verschiedene Apfel- und Birnensorten sind dazugekommen. Es handele sich dabei um alte Sorten aus der Kaiserzeit. Diese sollen bereits vor 120 Jahren im „Herrschaftlichen Obstgarten“ geblüht haben.
Dabei werden einige der Sorten an sogenannten Obstbogenspalieren und kandelierförmigen Stangen hochgezüchtet. „Das haben wir ebenfalls aus der Kaiserzeit übernommen“, sagt Vornholt. Bisher seien auch noch keine Ausfälle bei der Zucht bekannt.
Eine Gefahr für Ernte und Zucht bestehe aber noch: Sollten die Bäume durch doch noch einsetzende Wärme zu früh blühen, könnte es bei spätem Frost zu Problemen kommen. Ob der Frost in diesem Jahr zur Gefahr wird, können weder IKF noch Schlossgärten einschätzen. „Es ist zu früh, um das wissen zu können“, sagt Biedenkapp. Dem stimmt auch Vornholt zu: „Das kann noch zum Problem werden, muss aber nicht.“
Wer selbst in seinem Garten die Obstbäume schneiden will, sollte darauf achten, dass keine Vögel in den Zweigen nisten. Für den Schnitt ist außerdem ein scharfes Messer und sauberes Werkzeug wichtig. Leimringe schützen die Bäume zudem vor Schädlingen wie dem Frostspanner.
Und falls der Frost doch noch kommt: Das Gießen nicht vergessen. Gerade junge Bäume benötigen dann mehr Wasser.