Mistelschnitt1Die Mistel ist deutschlandweit stark auf dem Vormarsch - auch im Kirdorfer Feld. Seit etwa 15 Jahren beschäftigen sich Aktive der Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld um die Zurückdrängung der Laubholzmisteln in den Streuobstbeständen. Dies gerät zu einer Sisyphusarbeit, da sich die Mistel immer weiter und schneller ausbreitet und auch an bereits vor Jahren behandelten Bäumen wieder auftritt. Sie ist ein Schädling, der, wenn er nicht beseitigt wird, die befallenen Apfelbäume nach und nach zum Absterben bringt. Seit 15 Jahren werden im Winter von der Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld (IKF) Misteln geschnitten.
„Da wir IKFler“, so der Vorsitzende Michael Korwisi, „häufig von Spaziergängern gefragt werden, ob das Schneiden der Misteln nicht verboten sei, ist es der IKF wichtig, mehr Informationen über diesen Halbschmarotzer bzw. Viscum album, so die biologische Bezeichnung der Mistel, in die Öffentlichkeit zu tragen“. Er weist darauf hin, dass die Mistel nicht unter Naturschutz stehe und ganzjährig geschnitten werden könne - am besten, wenn die Bäume kein Laub tragen, da sie dann als immergrüne Pflanze gut im Baum zu erkennen seien. Die Kerne der Mistel werden vornehmlich über die Ausscheidungen von Vögeln, die die weißen Mistelfrüchte gefressen haben, auf andere Bäume übertragen oder auch, wenn sie die klebrigen Mistelkerne beim Abstreifen ihres Schnabels an einem Ast zurücklassen. Die Mistel bildet erst ab dem vierten Jahr im Herbst weiße runde Früchte und dann jedes Jahr erneut. Daher ist es wichtig, sie vor der Blüte, spätesten im dritten Jahr, auszuschneiden.
Im Laufe eines Winters werden so von der IKF zwischen 80 und 150 Bäume von Misteln befreit. Die Obere Naturschutz beim Regierungspräsidium unterstützt diese Arbeiten finanziell. Anfang Januar hat die IKF mit den Arbeiten begonnen. Je nach Befall kann es über eine Stunde dauern und den Einsatz von zwei oder gar drei Personen erfordern, bis ein stark befallener großer Baum von Misteln befreit ist. Häufig kommen auch eine Hebebühne oder elektrische Hochentaster zum Einsatz, um alle Misteln in einer Baumkrone zu erreichen. In seltenen Fällen macht sich ein IKF-Kletterer auf den Weg, um an verwinkelte Stellen im Baum ganz nach oben zu gelangen.
Mistelschnitt2Eine riesige Mistel mit einem Durchmesser von 1,50 Metern haben die IKFler Bernd Fiedler, Jörg Eggersdorfer und Michi Kaucher (v.l.n.r.) am vergangenen Wochenende aus einem Baum am Heidweg heraus geschnitten (siehe Fotos).
Siehe auch den u.s. Anhang über weitere Informationen zur Mistel

Informationen zur Bedrohung unserer Apfelbäume durch die Mistel
Die Laubholz-Mistel (Viscum album) ist deutschlandweit stark auf dem Vormarsch, für Obstbäume wird sie zunehmend zur Gefahr. Sie befällt vornehmlich Apfelbäume aber auch z.T. Laubbäume wie Pappeln, Linden und Weiden. Die Mistel steht entgegen häufigen Vermutungen nicht unter Naturschutz. Sie darf ohne Genehmigung ganzjährig aus befallenen Obstbäumen entfernt werden.
Für den befallenen Baum ist die Mistel sehr problematisch, da sie ihm Wasser und Nährsalze entzieht. Mit zunehmender Größe der Mistel beeinträchtigt sie durch ihren Wasser- und Nährstoffentzug die Vitalität des ganzen Baumes erheblich. Seine gesamte Vitalität nimmt nach und nach ab und ganze Äste und Kronenteile sterben ab. Zusätzlich kann die Mistel durch ihre Windangriffsfäche und ihr Gewicht zu einem statischen Problem für die oft schon vorgeschädigten älteren Streuobstbäume werden und das Ausbrechen von Kronenteilen begünstigen.
Bekämpfen lässt sich die Mistel ausschließlich durch konsequentes Entfernen des Mistelbefalls aus den Obstbäumen bzw. aus den in der Nähe der Streuobstwiesen stehenden befallenen Laubbäumen. Nur so kann man eine Fruchtbildung und eine weitere Verbreitung der Mistel verhindern. Nur, wenn dafür gesorgt wird, dass die Mistel keine Früchte bildet, kann Ihre Ausbreitung gestoppt werden. Eine Mistel bildet ab dem vierten Herbst erste Früchte aus.
Aus den befruchteten Blüten entstehen im Herbst weiße Beeren, deren Kern von einer zähen Schleimhülle umgeben ist. Die Beeren werden gerne von Vögeln gefressen und verbreitet, wenn sie die am Schnabel klebende Schleimhülle mitsamt dem Kern an einem Ast abstreifen oder den unverdauten Kern mit dem Kot in der Baumkrone ausscheiden. Von bestehenden reifen Misteln herabfallende Beeren mit ihrer klebrigen Hülle können auch auf tiefer liegenden Ästen kleben bleiben.
Der solcherart auf einen Ast gelangte Samen beginnt dann zu keimen und bildet eine Haftscheibe aus und bildet nach vier Jahren eine neue fruchttragende Mistel aus.
Wichtig für den Erhalt unserer Streuobstwiesen ist es, neben der konsequenten Mistelbekämpfung vor der Blüte und Ausbildung von Früchten sowie einer angemessenen Obstbaumpflege, auch rechtzeitig Nachpflanzungen von Jungbäumen im Bestand vorzunehmen und diese fachgerecht zu pflegen – Zielen, denen sich die IKF verschrieben hat. Und auch die Stadt Bad Homburg unterstützt mit ihrem Streuobstwiesenförderprogramm diese Ziele.
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Text entnommen und bearbeitet durch die IKF e.V. aus: Mirko Franz, Faltblatt des Pomologen Vereins, Landesgruppe Hessen e.V. (Hrsg.): „Die Mistel. Eine Gefahr für unsere Obstbäume“, Ort k.A., 2018.