TZ 2025 09 09Interessengemeinschaft präsentiert ihr „Energie-plus-Haus“ – Ernte läuft an

Taunuszeitung vom 9.9.2025

Kirdorf – Geld kann die Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld (IKF) zur Erfüllung ihrer Aufgaben rund um den Schutz von 165 Hektar immer gebrauchen, und auch schon 5000 Euro helfen da weiter. Wenn es sich dann auch noch um das Preisgeld des Klimaschutzpreises des Hochtaunuskreises 2024 handelt, kommt auch noch ideeller Nutzen dazu. Während der Taunus-Klimatage (5. bis 28. September) wollte der Verein der Öffentlichkeit zeigen, dass die Jury vergangenes Jahr die richtige Wahl getroffen hat.
Auch Bürgermeister Oliver Jedinak (CDU) war gekommen. Als er beim Besuch fragte, was denn wohl die „Herzkammer“ der Anlage sei, wurde er spaßeshalber auf eine falsche Fährte gelockt: „Der Gärkeller natürlich!“

Von einem Vorstandsmitglied wurde ihm dann aber bedeutet, dass die „Herzkammer“ der Raum ist, in dem die Energieversorgung untergebracht ist. „Es ist ein Energie-plus-Haus, wir produzieren mit unserer PV-Anlage, die mit einer Luft-Wärmepumpe gekoppelt ist, den größten Teil des Jahres über dreimal mehr Strom, als wir verbrauchen, im Winter reicht es nicht ganz, aber selbst da hilft die Sonnenenergie natürlich mit“, erläuterte der IKF-Vorsitzende Michael Korwisi. Zu der seinerzeit 180000 Euro teuren PV-Anlage, die 30 kw/h Sonnenstrom produziert, gehört ein 24 kw/h-Speicher. „Die Anlage war umsonst, wir haben sie von jemandem, der nicht genannt werden möchte, gespendet bekommen“, erzählte Korwisi.
Nicht nur beim Strom, auch beim Wasser möchte die IKF Vorbild sein. Wer die Pflegschaft über 3500 zur Verfügung gestellte und knapp 1000 selbst gepflanzte Obstbäume, überwiegend Apfelbäume, hat, braucht Wasser, viel Wasser, vor allem in trockenen Jahren. Dafür gibt es eine Zisterne am Gebäude und einen in Privatbesitz befindlichen Brauchwasserbrunnen in Kirdorf, dem jährlich 3000 Liter entnommen werden dürfen. „Der macht uns derzeit Sorgen, das Brunnenhaus muss dringend saniert werden, bevor es zusammenfällt, wir rechnen da mit einem Aufwand von 100000 Euro“, verwies Korwisi auf die nächste große „Baustelle“, die der 500 Mitglieder zählende, erst 19-jährige Verein in nächster Zeit stemmen muss, obwohl er bereits etwa 1 Million Euro in sein neues, 2023 eingeweihtes Vereinshaus gesteckt hat, rund 500000 Euro an Eigenleistungen nicht einmal mit eingerechnet.

Edelstahltanks werden angeschafft

Pro Jahr produziert die IKF bei einer Kellerkapazität von 16000 Litern rund 14000 Liter Apfelwein, 6000 Liter Apfelsaft, aber auch Apfelsecco und Apfelessig sowie 20 Sorten Obstgelee in rauen Mengen, unter der Regie von Sabine Kraus selbst gekocht, „Quitte ist der Renner, der Essig aber auch“, so Korwisi. Der meiste Apfelwein wird derzeit noch in 300 Liter fassenden Kunststoffbehältern gelagert, die aber nach und nach durch 1000-Liter-Edelstahltanks ersetzt werden sollen. Fünf dieser geschmacksneutralen und platzsparenden Stahlbehälter sind bereits in Betrieb.

Die Verkaufssamstage (ab 10 Uhr, Gefäß für Süßen mitbringen) seien als nachhaltiger und damit klimaschonender Absatzmarkt gut frequentiert, weitere Apfelweinkunden in größerem Stil gebe es in der Kirdorfer Gastronomie, sagte Korwisi, der in diesem Jahr mit einer „ordentlichen“ Ernte rechnet. Viele Bäume hingen zwar „rappelvoll“, andere dagegen trügen überhaupt nicht. Die Lese, bei der niemand mehr im Geäst herumklettert, weil die Äpfel heruntergestängelt werden, auf rückenschonende Planen prasseln und von dort mit dem Radlader auf die Anhänger gekippt werden, beginnt am morgigen Mittwoch um 15 Uhr. Offiziell „angekeltert“ wird nächstes Wochenende. Inoffiziell gerieten aber einige am Freitag zusammengelesene Äpfel für die Besucher des Tags der offenen Tür bereits ordentlich unter Druck, „ein Glas Süßen wollten wir unseren Gästen schon anbieten können“, so Kelter- und Kellermeister Franz Schöttner.

Die große Kelter in der rechten Halle wird vom Wochenende an bis Oktober in Betrieb sein. Sie ist immer noch auf den Anhänger montiert, auf dem sie die IKF mit Hilfe der Feuerwehr von Lich nach Bad Homburg geholt hat, „die kriegen wir da nicht mehr runter“, sagte Korwisi lachend und erzählte, dass damals bei der Überführung wegen einiger Brücken und der Höhe der Kelter große Umwege gefahren werden mussten, um dann daheim festzustellen, dass sie nicht durchs Tor passte, „wir mussten die Luft aus den Reifen lassen, dann ging’s …“
ALEXANDER SCHNEIDER

Taunuszeitung vom 9.9.2025