Kirdorf (mj).
Es hätte nicht viel gefehlt und Hans Leimeister, seines Zeichens Vorsitzender des Vereinsrings Kirdorf, hätte die geballte Faust gen Himmel erhoben. Er tat es nicht und brachte sogar noch einen gesunden Humor mit. Zum Hintergrund: Erst zum zweiten Mal fand das Stadtfest auf dem Bornplacken statt, der damals den Namen wiedererhalten hatte und nicht mehr Raiffeisenplatz heißt. Voriges Jahr begann das Fest sehr erfolgreich, fiel dann aber am Sonntag buchstäblich ins Wasser. Nun erwischte es die feierfreudigen Kirdorfer nicht am Sonntag, dafür aber am Samstag. Und das so, als habe man die Uhr danach gestellt.
Vergangenes Jahr stand Landrat Ulrich Krebs zum Fassanstich bereit. 30 Minuten mühte er sich redlich, den Zapfen in das Bierfass zu schlagen. Was er nicht wusste: Es war ein Schraubhahn, den man einfach nicht hineinschlagen kann. Natürlich war es von der Seite der veranstaltenden Vereine keine Absicht. Keiner wusste, dass es solche Zapfen überhaupt gibt. Ulrich Krebs blieb locker und verkündete, dass er im nächsten Jahr wiederkommen werde und dann hoffentlich einen richtigen Hahn in die Hand gedrückt bekomme. Dafür wolle er dann auch ein Fass spendieren, dieses Mal ein Apfelweinfass.
Nun säße die Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld nicht mit im Boot der Vereine, wenn man diese Blamage auf jeden Fall verhindern wollte.
Allerdings gab es eine neue Herausforderung für den Landrat, denn es wurde kein Fass auf den Tisch gestellt, sondern eine traditionelle Korbflasche mit in Kirdorf gekeltertem Äppler. Nun musste Ulrich Krebs mittels eines Schlauchs den Apfelwein ansaugen und dann in den ersten Bembel fließen lassen. Alle Vorrichtungen waren perfekt und so lief der Saft in Strömen. Zusätzlich zeigte sich der Landrat in seinem eigentlichen Element: Er stach auch noch ein Bierfass an. Es spritzte zwar ein wenig, aber er hatte die Situation voll im Griff. Zurück zur geballten Faust von Hans Leimeister:
Exakt zum Fassanstich fing es an in Strömen zu regnen. Da nutzten auch die aufgestellten Schirme nichts. Der Wind trug gnadenlos dazu bei, das Wasser überall zu verteilen. Fanfarenzug und Garde duckten sich unter ein großes Zelt und versuchten mit "Ja, ja so blau blüht der Enzian" und "Hoch auf dem gelben Wagen" den Regenmassen zu trotzen. Alle, die gekommen waren, schützten sich mit Schirmen und ließen sich nicht entmutigen. Das Organisationsteam mit Hans Leimeister und Werner Braun konnte sich auf die Vereinsmitglieder des CV Heiterkeit, des Clubs Humor, der SGK, der IKF, des Wanderclubs und der Kolpingfamilie absolut verlassen. Neben Essen und Trinken durfte man sich an den originellen Spielen erproben, bei denen es nicht nur Fragen zur Geschichte Kirdorfs zu beantworten galt, sondern auch Geschicklichkeit gezeigt werden musste. Die Beharrlichkeit der Kirdorfer wurde dann am Sonntag mit schönem Wetter belohnt.
Bad Homburger Woche vom 11.8.2011