Ruft die IKF zum Kelterfest "uff de Bach", ist der ganze Stadtteil auf den Beinen. Auch heuer waren freie Plätze rar. Doch auch die Kirdorfer Streuobstwiesen sind vom schlechten Apfeljahr betroffen . . .
Von Manuela Reimer
Golden und lecker: Apfelgelee. Harald Kämpfer ist kein Freund von Panikmache. Auch wenn es wie fast überall dieses Jahr auch auf den Kirdorfer Streuobstwiesen weniger Äpfel als im Vorjahr gegeben habe, dürfe man das "nicht überbewerten", sagt der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld (IKF) am Sonntagmittag. Dabei blickt er zufrieden auf die voll besetzten Bierzeltgarnituren im Sonnenschein und die Gerippten in fast jeder Hand das siebte IKF-Kelterfest "uff de Bach" ist in vollem Gange. "Während der Blüte war es zwei, drei Nächte frostig, so dass einiges kaputt gegangen ist", kann Kämpfer dennoch ein Lied davon singen, was zurzeit wohl jeden Apfelfreund umtreibt. Manche Sorten würden nur alle zwei Jahre tragen; außerdem werde keinerlei Chemie im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (und in Teilen Naturschutz- respektive Landschaftsschutzgebiet), das 160 Hektar umfasst, eingesetzt, betont Kämpfer. Und kann alles in allem sagen: "Wir sind trotzdem ganz zufrieden."
Bäume nachpflanzen
Mehrere Tausend Apfelbäume stehen auf dem von der IKF betreuten Areal, wie viel Ertrag sie 2012 bringen, "sehen wir ohnehin erst am Ende", erklärt der Vereinsvorsitzende. Trotzdem lässt er sich zu einer Schätzung hinreißen, während er neben der riesigen Packtisch-Maschine steht, die beim Kelterfest am Samstag und Sonntag jutesackweise Äpfel aus dem Kirdorfer Feld von den Streuobstwiesen der rund 300 IKFler, aber auch von privaten Grundstücken zu frischem Süßen verarbeitet, der direkt in den Ausschank geht. "2011 war es viel, da haben wir etwa 50 Tonnen verkeltert, vielleicht die Hälfte oder eher 20 Tonnen wirds in diesem Jahr", prognostiziert Kämpfer.
Gekeltert wird auch in den nächsten Wochen noch, denn mit 1000 Litern pro Stunde, die die Maschine leistet, reichen die Fest-Tage natürlich nicht aus, um der Apfelmengen Herr zu werden. Und für das "Endergebnis" in Sachen 2012er-Stöffche und -Apfelsecco heißt es noch mehr Geduld beweisen, denn die beiden sind ja erst im Dezember/Januar fertig. "Wie sich der Preis entwickeln wird, kann ich noch nicht sagen", führt Kämpfer aus, der dennoch Preiserhöhungen aufgrund des mäßigen Apfeljahrs nicht ausschließen möchte "gerade bei den großen Keltereien".
Beim Fest, das seit der IKF-Gründung 2006 veranstaltet wird, ist das allerdings erst mal kein Thema die Kirdorfer lassen sich 2011er-Stöffche schmecken. Das Kelterfest sei eine Institution, freuen sich die IKFler. "Wir wollen den Leuten damit eine Freude machen, zeigen, was wir können, es geht nicht in erster Linie um die Einnahmen", betont der Vorsitzende. Die sind dennoch wichtig, kommen sie doch den Zielen der IKF, also vorrangig dem Schutz und Erhalt der Kirdorfer Streuobstwiesen, zugute. Und das sind teure Angelegenheiten. "250 bis 300 Bäume haben wir schon nachgepflanzt. Die muss man ordentlich pflegen. Auf einigen Grundstücken war 30, 40 Jahre nichts gemacht worden. Die Obstbäume waren schon in die Hecken eingewachsen", erinnert sich Kämpfer. Das sei viel Arbeit und man "muss schon Geld in die Hand nehmen". Wie gut also, dass die IKFler mit dem Kelterfest zufrieden sind, auch wenn etwas weniger dabei rumgekommen sein dürfte als noch im Vorjahr, wie Kämpfer am Montag schätzt.
Apfelgelee mit Schuss
Stöffche und Süßen kann ja jeder. Auch gegen den Hunger gibt es in Kirdorf etwas, das sich wachsender Beliebtheit erfreut: Apfelgelee - ein wahrer Genuss mit einem guten Brot. Die Kirdorfer Früchtchen werden dafür mit Gelierzucker schonend gekocht. Drei Varianten gibt's: pur, mit Zimt oder mit Calvados. Letztere Version würden besonders die Männer mögen, sagt Harald Kämpfer schmunzelnd. mrm
TZ-Artikel vom 2. Oktober 2012