Text & Bild: Klaus Späne, Taunuszeitung
Beim Kirdorfer Fastnachtsumzug kutschiert der OB Äpfeldiebe durch die Gassen
- Auch internationale Gäste schauen zu
Wenn Kirdorf der Nabel der Bad Homburger Welt ist, kann das nur eines bedeuten: die Narren sind los. Und die sorgten beim gestrigen Umzug «Uff de Bach» für prächtige Stimmung, die sogar Besucher mit internationalem Hintergrund in den Bann zog.
Seelenruhig schlendert FC Barcelona-Star Lionel Messi neben Real Madrids Diva Ronaldo und einem Spieler der Frankfurter Eintracht durch die Bachstraße. Das Gespräch dreht sich wahrscheinlich um die richtige Taktik beim bevorstehenden Bonbons und Schokolade-Einsammeln. Um sie herum wuseln Prinzessinnen, Cowboys, Feen und Feuerwehrmänner und viele andere Berufsgruppen oder Fantasiegestalten auf der Straße herum. Die Aufregung ist groß, schließlich haben Julia Zentgraf und Ralf Gehrsitz vom Club Humor von ihrem Podium auf einem Lastwagen am Anfang von Alt Kirdorf soeben die magischen, von vielen erwarteten Worte gesprochen: «Der Zug ist gerade losgelaufen.»
Kurze Zeit später ist der närrische Lindwurm in Kirdorf «City» angekommen. Eigentlich ist es ja eher ein Lindwürmchen, und das ist jetzt nicht despektierlich gemeint, denn Markenzeichen des Fassenachtsumzugs «Uff de Bach» in dem Stadtteil ist ja gerade sein knackiger Charakter. Aber dazu später etwas mehr. Angeführt vom Kindergarten St. Johannes bahnen sich die etwa 250 Närrinnen und Narrhallesen ihren Weg durch die dicht an dicht stehenden Menschen am Straßenrand.
Rollende Riesen
Die Stimmung bei Zugteilnehmern und auch Publikum ist klar, bei dem Traumwetter ausgelassen, die Luft süßigkeiten- und konfettischwanger. Insgesamt zehn Zugnummern sind es an diesem Tag, darunter ordentliche «Kaventsmänner» wie der Mottowagen der Freunde des Carneval (FdC) Bad Homburg oder der rollende Thron von Prinzessin Sandra I. oder der schnucklige Äppelwoi-Express der Kolpingfamilie und der Knast für «Äppelklauer» der IKF Kirdorf. Bewacht werden die in Sträflingskleidung gekleideten Diebe übrigens von keinem Geringeren als Bad Homburgs OB Michael Korwisi (Grüne) und einem ganzen Tross von «Sicherheitsbeamten».
Aber auch viele Fußgruppen sind unterwegs, angefangen vom Elferrat des FdC bis zu den Kindern und Eltern der SGK Bad Homburg und dem Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Kirdorf. Die Besucher sind auf jeden Fall begeistert, darunter auch Frank Böttcher nebst Frau Daniela, dem fünfjährigen Sohn Till und der zweijährigen Tochter Nele. Sie kommen seit Jahren aus Seulberg wegen des «familiären Charakters» des Zugs. Auch Sandra Rieke schätzt den «kurzen Umzug» und fixt dieses Jahr die zweijährige Tochter Lilli-Lona schon mal an. Auch internationale Besucher wissen die Fassenacht made in Kirdorf zu schätzen. So etwa Elena Pfingsten, die vor drei Jahren aus Italien nach Kirdorf gezogen ist. «Ich bin regelmäßig beim Umzug», schwärmt sie und berichtet, dass es auch in ihrer alten Heimat närrisches Treiben gebe, womit nun nicht das Bunga-Bunga-Spektakel des Regierungschefs gemeint ist. Aber mit Kirdorf kann das vermutlich in keinster Weise mithalten.
Taunuszeitung vom 8.3.2011