Kirdorf (hw). Seit über 70 Jahren sind die "Giück's Stuben" in der Kirdorfer Straße 38 bekannt für ihre Gastlichkeit und ihr besonderes Ambiente. Fast ein Jahr waren sie geschlossen. Jetzt hat die Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld (IKF) die Gaststätte wieder eröffnet.
Am Freitag vergangener Woche, dem ersten Öffnungstag, platzte die Kneipe aus allen Nähten. Freunde, Nachbarn und viele "ehemalige" stürmten die Gastställe geradezu, blieb sie doch nach dem plötzlichen Tod ihrer Wirtin Marga Schuy über zehn Monate verschlossen.
Verändert hat sich allerdings nichts, bestätigten alle Gäste. Das Innenleben der "Glück's Stuben" ist original erhalten geblieben. Tischfußball, Musikbox und Billardtisch ebenso wie die von manchen schon als antik bezeichnete Theke mit der darüberliegenden, verblichenen Asbach-Uralt-Werbung sind noch da. Alte Stühle, Bänke und Tische ebenso. Neue Tapeten, frische Farben ? Keine Spur ist davon zu sehen. Wenn man eintritt, kommt einem der typische Geruch von Bohnerwachs, mit dem der alte Dielenboden behandelt wird, entgegen, und wenn es zu voll ist um zur Tür zu gelangen, dann steigt man eben mal schnell aus einem der Fenster. Die Toiletten liegen über den Hof und niemand stört sich daran.Alle waren guter Laune und freuten sich über die gelungene Wiedereröffnung. Dazu gabs zünftige Live-Musik von Mike's Music Project Revival. Brezelbursch Norbert März brachte zur Eröffnung einen großen Korb seiner beliebten Brezeln vorbei. Er hat zugesagt, nunmehr jeden Donnerstag und Freitag seine Brezeln anzubieten und statt Live-Musik werden wieder die alten Hits aus der Wurlitzer Musikbox gehört.
Möglich wurde die Wiedereröffnung, weil die IKF in den "Giück's Stuben" ihre Vereinsgaststätte eingerichtet hat. Ab sofort jeden Donnerstag- und Freitagabend von 19.30 Uhr bis 24 Uhr sind die "Giück's Stuben" auch für die Öffentlichkeit geöffnet. Außer am Donnerstag, 6. März, denn am Tag zuvor, dem Aschermittwoch, wird wie in jedem Jahr der Holzboden gründlich gebohnert und der Boden braucht
danach einen Tag Ruhe. Das bisherige Getränkesortiment ist nun noch um Kirdorfer Apfelsecco und IKF-Apfelsaft bereichert worden. Den guten Kirdorfer Apfelwein der IKF gabs ja schon seit fast acht Jahren.
Gespannt darf man scbon jetzt sein, wenn die IKF zur Weiberfastnacht am Donnerstag, 27.Februar, in die "Giück's Stuben" einlädt. Und wie in jedem Jahr gibt es am Fastnachtsdienstag ein besonderes Highlight: das Treffen nach dem Kirdorfer Fastnachtszug "bei de Magga" mit Kaffee und Kreppeln und dem normalen Getränkesortiment.
Der Gründer Emil Glück führte die Gaststätte etwa 20 Jahre. Wegen der dort zahlreich verkehrenden amerikanischen Soldaten erhielt sie im Volksmund bald einen anderen Namen: "Texas Bar". Die Besuche der GIs und der häufig anwesenden Militärpolizei(MP) zur späten Stunde sind Legende. Lange sprach man unter den Gästen noch von der Texas Bar oder der TB, obwohl die Amerikaner verschwunden waren und längst Emil Glücks jüngste Tochter Marga die Leitung der Gaststätte übernommen hatte. Sie war die Seele der Kneipe und irgendwann ging man nicht mehr in die "Texas Bar", sondem zur "Marga" oder "bei die Magga", wie man in Kirdorf sagt. Bis ins hohe Alter versorgte sie ihre Gäste und hatte für jeden ein Wort übrig. Am 25. April des letzten Jahres ist sie über 80-jährig verstorben.
Ihr Ehemann Peter Schuy hat die Gaststätte nun an die IKF verpachtet und ist sich sicher, "dass die die Glück's Stuben ganz im Sinne Margas und ihrer vielen Gäste weiterführen werden."
Bad Homburger Woche vom 20.2.2014